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Dachau-
Konzentrationslager
Eingangstor mit der Aufschrift "Arbeit macht frei"/ Entance with the sign "Arbeit macht frei"
Festungsartige Anlagen wurden leider nicht nur errichtet um Menschen zu schützen und sich gegenüber Aggressoren zu
verteidigen. Besucher von München ist auch ein Besuch der nördlich gelegenen Stadt Dachau zu empfehlen. Am Ortsrand
befinden sich die Türme, Mauern und Drähte des wohl unrühmlichsten Teils deutscher Geschichte.
Südöstlich rekonstruierter Zaun mit Graben und elektrischem Zaun/ electric wire fence
Das 1937/38 errichtete Häftlingslager war von sieben Türmen flankiert auf denen SS-Wachtposten auf die Häftlinge sofort das
Feuer eröffneten, wenn diese die Sperrzone am Zaun betraten. Der Zaun des Konzentrationslagers (KZ) war elektrisch geladen und
wurde von einem zusätzlichen Stacheldrahthindernis umgeben. Vor dem Zaun befand sich innerhalb des Lagers ein umlaufender
Graben sowie die sogenannte "Sperrzone". Etliche verzweifelte Gefangenen suchten den erlösenden Freitod und rannten gegen
den elektrischen Zaun oder ließen sich in der Sperrzone von den SS-Schergen erschießen. Die Holzbaracken befanden sich
innerhalb dieses unüberwindlichen Rechteckes. Auf der Südseite befindet sich die dreiflüglige Gebäudeanlage (Wirtschafts- und
Verwaltungsgebäude) in denen heute das sehenswerte Museum untergebracht ist.
Schlafplätze der Gefangenen / sleeping berths of the prisoners
Von hier erreicht der Besucher einige rekonstruierte Holzbaracken. Fast alle Holzbaracken sind heute nicht mehr vorhanden, die
grauen Fundamente erinnern an die einstige Lagergröße und lassen erahnen wie viel tausend Menschen hier eingepfercht waren.
Im Nordwesten der Anlage befindet sich der "Ausgang" zu den Gaskammern und Krematorien welche glücklicherweise nicht wie in
Auschwitz zerstört wurden.
Skizze des Grundrisses der Baracke X durch den Verfasser (nach Plänen vor Ort)
Dieser erhaltene Baukomplex besteht aus dem großen Krematorium mit den Brennöfen und Gaskammern. Vor dem Gebäude war der
Standort des Galgens. Dahinter, weiter nördlich die sogenannten Aschegräber (drei Stück) und daneben die zwei Hinrichtungsstätten.
Die Gaskammern wurden gottseidank nie wie in den Vernichtungslagern im Osten in Betrieb genommen.
Doch sie vermitteln einen Eindruck wie man die als "Brausebad" getarnten Gaskammern u. a. in Auschwitz verwendete. Die oft
ahnungslosen Opfer wurden gebeten sich zum Duschen auszukleiden und nackt die Kammer zu betreten. War die Kammer dann brechend
voll mit Menschen warfen die SS-Schergen eine Dose Zyklon-B (Blausäure) von oben in die "Duschbrausen".
zwei rot markierte Einwurföffnungen für ZyklonB/ two red marked flaps for prussic acid posion gas
War der Todeskampf der Menschen beendet, wurde gelüftet und die Leichen durch große Stahltüren ins Krematorium oder zum
Verscharren in Massengräber gebracht. Diese Vergasungsvorrichtung wurde in Dachau nicht zum Massenmord verwendet, nur einzelne
Häftlinge wurden hier vergast.
Dieser Tötungsmethode wurde in den sogenannten "Vernichtungslagern" wie Auschwitz, Majdanek, Buchenwald und Treblinka an
Millionen Juden angewendet. Genickschussanlagen, wie die im Pferdestall im KZ Buchenwald waren den Nazis zu ineffektiv und langsam.
Die in der Konferenz von Wannsee beschlossene Vernichtung der Juden benötigte höhere tägliche Tötungsraten, welche effektivere
Methoden wie das Erschießen voraussetzte.
Zur detaillierten Beschreibung eines Konzentrationslagers empfehlen wir ihnen unseren Artikel KZ-Kochendorf
KZ Dachau selbst war in dieser Hinsicht mit den reinen Vernichtungslagern nicht zu vergleichen. Das Grauen und Leiden der Inhaftierten
spielte sich hier im Alltag ab. Herauszuheben sind hierbei die Menschenversuche, welche in Dachau durchgeführt wurden. Als Beispiel
seien hier die sogenannten "Malaria-Versuche" erwähnt:
Ab März 1942 wurden die Versuche im Auftrag von Prof. Dr. Klaus Schilling durch die SS-Hauptsturmführer Brachtel und später Plöttner
organisiert. Anophelesmücken, welche mit Malariaerregern verseucht waren, wurden mit den Häftlingen zusammengebracht. Die Häftlinge
erkrankten nach ca. 3 Wochen. Anfangs war die Todesrate fast 10% später erhöhte sich diese. Vor allem unter polnischen geistlichen wirkte
die Krankheit verheerend. Den Überlebenden versprach Himmler bei einem Besuch persönlich die Freiheit. Keiner der Versuchspersonen
überlebte Dachau- sie wurden alle "beseitigt".
In der lohnenswerten Ausstellung im Verwaltungsbau des KZ wird auch detailliert die Versuchsreihe
"Höhendruck- und Unterwasserversuche" beschrieben:
Reichsführer SS Heinrich Himmler gab 1941 dem Stabsarzt Dr. Sigmund Rascher die Genehmigung für die Versuche. Um Erkenntnisse über
die Reaktionsfähigkeit und Lebensfähigkeit von Menschen in großen Höhen zu gewinnen, war gerade die Luftwaffe an diesen
Experimenten interessiert um für ihre Piloten entscheidende Erkenntnisse zu gewinnen. Der Tod der Versuchspersonen war dabei fest
einkalkuliert. es wurde unter anderem festgestellt, dass das menschliche Blut in 21.000 Metern Höhe noch nicht anfängt zu sieden. Eine
Druckkammer mit Messgeräten wurde in einem Fahrzeug neben Block 5 installiert. Diese Höllenmaschine wurde auch
"Himmelfahrtswagen" genannt.
Unterkühlungsversuche waren für das Überleben der im Ärmelkanal abgestürzten Bomberpiloten von Wichtigkeit. Um festzustellen, wie
lange ein Mensch im eiskalten Wasser überleben kann, wurden die Versuchpersonen nackt oder bekleidet in 4 bis 9 Grad kaltes Wasser
gelegt oder bei Minus 25 Grad Winterkälte draußen mit Wasser übergossen. Die zweite Methode wurde aufgrund des lauten
Schmerzgebrülls der Opfer wieder eingestellt. Oft wurden russische Kriegsgefangene verwendet, welche während der schmerzhaften
Prozedur teilweise um ihre Erschießung baten, um von dem schrecklichen Leiden erlöst zu werden.
Die Perversion der Versuchsleiter fand keine Grenzen, es wurden extra hübsche weibliche KZ-Häftlinge aus Ravensbrück geordert, welche
für Auftauversuche mit teilweise halb toten und durchgefrorenen Opfern verwendet wurden. Durch einen Geschlechtsakt mit den
wärmenden Frauen wurde der Effekt eines "heißen Vollbades" beobachtet und die Opfer erholten sich schneller. Zwischen zwei Frauen
gelegen, erwärmten sich die Versuchspersonen übrigens langsamer wie bei einer Frau. Laut Ergebnis "…fielen bei einer Frau eher die
Hemmungen ab wie bei zwei und es kam eher zum Körperkontakt…". Erschreckenderweise basieren auf diesen Erkenntnissen noch heute
die Messkurven, welche aufzeigen, wie lange Menschen bei bestimmten Temperatur im Wasser überleben.
Krematorien /crematoriums
Um den Verbrennungsvorgang zu optimieren wurden männliche und weibliche Gefangene zusammen verbrannt, da weibliche Leichen
fetthaltiger sind wie die ohnehin ausgemergelten männlichen Leichen konnte der Verbrennungsvorgang mit weniger zusätzlichem
Brennstoff, welcher im Krieg ohnehin Mangelware war, erfolgen.
Was waren das für Menschen welche diese Untaten zu verantworten hatten?
Karl Brandt, einer von Hitlers Ärzten, welcher für die Euthanasie und Menschenversuche u.a. in Dachau verantwortlich war.
Oder Rudolf Höß - Lagerleiter des Konzentrationslagers Dachau?
Erschreckenderweise waren beide biedere Familienmenschen und sehr pflichtbewusst.
Näheres zu deren Biographien findet man bei Schmidt, Ulf: Hitlers Arzt Karl Brand, Berlin 2009 und Broszat, Martin: Kommandant in
Auschwitz, München 2009
Beide teilten für ihren tausendfachen Mord das gleiche Schicksal:
Beide wurden zum Tod durch den Strang verurteilt. Höß starb 1947 am eigenen Galgen in Auschwitz.
Brandt starb 1946 am Galgen im Hof der bayrischen Festung Landsberg am Lech.
Sein Tod soll langsam gedauert haben. Zeugen berichteten, dass einige der Hingerichteten an diesem Tag mit Watte, welche den
Delinquenten in Mund und Nase gesteckt wurde, erstickt wurden, da das Genick beim Fall vom Galgen nicht gebrochen war.
Empfehlenswert dazu ist Volker Schlöndorffs Film "Der neunte Tag" welcher das Leiden und die Folter der im "Pfaffenblock" in Dachau
internierten Pfarrer erzählt.
Quellen:
Boyle, David: Der zweite Weltkrieg, S 282 ff, "Der Holocaust", Köln 1998
Broszat, Martin: Kommandant in Auschwitz, München 2009
Eigene Fotografien 1991 und 2004
Infos vor Ort
Kogon, Eugen: Der SS-Staat, München 2006
Rauscher, Walter: Hitler und Mussolini, Köln 2001
Schmidt, Ulf: Hitlers Arzt Karl Brandt, Berlin 2009
Weinberg, Gerhard J. Eine Welt in Waffen Seite 509 ff , "Die Heimatfront", Hamburg 2002
Zentner, Christian: Der zweite Weltkrieg, S. 671 ff, Rastatt 1998